Nautische Gläser für den maritimen Einsatz

Ob mit oder ohne Kompass und Strichplatte, ein Fernglas auf dem Wasser hat besondere Bedingungen zu erfüllen. Die moderate Vergrößerung von 7x ist eines der Kennzeichen für ein maritimes Glas, sie gleicht qua si Bewegungen des Bootes aus und bedingt gleichzeitig ein breites Sichtfeld zur schnelleren Erkennung von Untiefen, anderen Booten und Seezeichen. Auf für das Whale Watching und andere Touren zur Beobachtung der maritimen Fauna ist ein breiten Sehfeld natürlich von Vorteil. 120m/1000m sollten das Minimum sein, besser sind 130-140m.

Kompass oder nicht?
Ein Kompass dient der Bestimmung der eigenen Position und Richtung vor allem bei Fahrten fern der Küste und / oder bei schlechter Sicht, wenn Landmarken wenig Orientierung bieten.
Wer nur tagsüber, in einem begrenzten Umkreis um oder in einem bekannten Segelrevier unterwegs ist, braucht kein Kompassglas.
Hier dient das Fernglas eher dem Beobachten von Verkehr, Natur oder gegebenenfalls Hindernissen bzw. Objekten im Wasser bzw. der Sicherheit.
Wer Hochseetörns unternimmt oder fern bekannter Gewässer unterwegs ist, sollte ein Fernglas mit Kompass dabei haben; bei weiten Törns kann sich die Fahrt auch in die Dämmerung ziehen, daher empfehle ich hier auch den Einsatz eines größeren Qualitäts-Glases im Format 7x50, das ausreichend Reserven bei schlechtem Wetter bzw. In der Dämmerung bietet. Hier sollte nicht an der Sicherheit gespart werden.

Meine Faustregel daher:
+ Kurze Touren bei Tag in bekanntem Revier: 7x30 ohne Kompass
+ Längere Touren oder in fremdem Revier bei Tag: 7x30 mit Kompass
+ Längere bzw. Mehrtages-Touren mit Dämmerungs-Einsatz oder Risiko: 7x50 mit Kompass
Der Kompass sollte immer korrekt anzeigen und das auch noch bei etwas Neigung. Also lieber etwas mehr ausgeben.

Kleiner Tipp: Ein Kompass-Glas möglichst immer waagerecht lagern. Die Hersteller negieren diese Notwendigkeit zwar meist, aber meine Erfahrungen inkl. Einsenden der Gläser wegen nicht mehr sauberen Kompassbewegungen haben mich anderes gelehrt.


Strichplatte
Diese waagrechten und senkrechten Skalierungen bei Profi-Gläsern im maritimen, aber auch im militärischen Bereich dienen der Entfernungsbestimmung von Objekten, zum Beispiel Leuchttürmen oder Landmarken. Sie erfordern die Kenntnis von der tatsächlichen Höhe/Länge der angepeilten Objekte, diese sind bei Seezeichen und seenahen Landmarken in den entsprechenden Karten verzeichnet. Meist sind die entsprechenden Umrechnungstabellen am Glas angebracht oder zumindest als Formel im Deckel vermerkt.

Notwendig ist eine Strichplatte hauptsächlich in fremden Segelrevieren, wo man ein Orientierungspunkte wie Leucht- oder Kirchturm nicht gleich identifizieren kann. Die entsprechenden Seekarten sind natürlich in Verbindung mit der Strichplatte unerlässlich.

Peilmarken in einigen Ferngläsern ersetzen nicht die Strichplatte, sondern dienen der Unterstützung der Kompassfunktion beim Navigieren.
Im Freizeitbereich sind Strichplatten unnötig und werden oft auch als störend bei der Beobachtung empfunden, sie sind also für den Natur- und Sportfreund teils gewöhnungsbedürftig.

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